Montag, 18. Januar 2016

Wie will das deutsche Episkopat die muslimischen Einwanderer missionieren?

„Saint Paul prêchant à Athènes“ von Etienne Achille Réveil - Museum of painting and sculpture (book). Lizenziert unter Gemeinfrei über Wikimedia Commons 

[Update 26. April 2016: Erneut sorgt Kardinal Woelki mit seinen heftigen parteipolitischen Aussagen für Irritationen. Währenddessen wartet das katholische Volk vergeblich, wie der Kölner Erzbischof samt seiner deutschen Brüder im Bischofsamt die muslimischen Einwanderer bekehren will.]

In den letzten Tagen sorgte ein Vortrag des Kölner Erzbischofs, Kardinal Rainer Woelki, für erhebliche Irritation.

Laut der „Aachener Zeitung“ warf sich der Kardinal mächtig für eine möglichst liberale Asylpolitik ins Zeug: „Diese Mauern heißen für mich Obergrenze, Mittelmeer, sichere Herkunftsstaaten, Dublin-Abkommen”, erläuterte Woelki.

Dieser Satz ist schon erstaunlich, denn er fordert schließlich die Missachtung geltenden Rechts. Es ist nun mal so, dass Personen aus sicheren Herkunftsstaaten in Deutschland kein Recht auf Asyl genießen. Das Dublin-Abkommen ist ein völkerrechtliches Abkommen, das die Asylverfahren auf europäischer Ebene zu regeln versucht. Es ist unverständlich, dass ein Kirchenmann im Grunde zur Missachtung solcher Verträge aufruft. Er darf sich nicht wundern, dass er da Kopfschütteln erntet.

Kardinal Woelki beklagte sich auch, dass die schlimmen Ereignisse in der Silvesternacht instrumentalisiert würden: „Viele nutzen das in der Silvesternacht geschehene Leid, um ihr politisches Süppchen zu kochen." Damit meinte er Rechtsextreme und Rechtspopulisten.

Für Kardinal Woelki enthalten solche Aussagen praktisch kein Risiko. Ein wichtiger Teil der Medien wird ihn für seinen Einsatz für die Flüchtlinge loben. Und das linksliberale Lager freut sich sowieso, wenn er sich über die „Rechten“ aufregt.

Doch in den Ohren vieler Katholiken klingen solche Sprüche inzwischen wie abgenutzte und nichtssagende Platitüden, schließlich könnten sie auch von einem Politiker der SPD oder der Grünen kommen.

Man wird den Verdacht nicht los, dass der Kardinal von einem ganz anderen Problem ablenken will: Wie will die katholische Kirche mit den muslimischen Einwanderern umgehen, außer ihnen materiell zu Hilfe zu kommen?

Direkter formuliert: Wie will man die muslimischen Einwanderer missionieren, damit sie den katholischen Glauben annehmen?

Dazu hat man seit Beginn der neuen Masseneinwanderung kein einziges Wort gehört, obwohl das eigentlich die erste Sorge der Bischöfe sein sollte.

Eigentlich sind die Bedingungen für die Mission bei den eingewanderten Muslimen gut. Sie sind nämlich Opfer radikaler Strömungen ihrer eigenen Religion. Dies erleichtert die Gegenüberstellung des katholischen Glaubens mit dem Islam.

Es ist so offensichtlich, dass eine katholische Mission bei den muslimischen Einwanderern stattfinden müsste, dass man sich unwillkürlich zwei weitere Fragen stellt: 1. Will man überhaupt die muslimische Bevölkerung missionieren? 2. Ist man dazu überhaupt geistig in der Lage?

Zur ersten Frage: Eine der negativsten Folgeerscheinungen der Dekadenz des Glaubens in Deutschland ist eine mehr oder weniger diffuse und unausgesprochene Einstellung, Mission sei eigentlich gar nicht mehr nötig, denn im Grunde sei es gleichgültig, woran man glaubt. Genau so formulieren es zwar wenige, doch viele „empfinden“ so. Im Grunde befindet sich der Katholizismus in Deutschland in einer tiefen Identitätskrise, weshalb die Ausstrahlungskraft sehr abgeschwächt ist. Das wirkt sich natürlich sehr negativ auf die Mission aus.

Zur zweiten Frage: Jeder Mensch, der Apostolat betreibt, weiß: Bevor ich apostolisch bzw. missionarisch tätig sein will, muss ich mich selber verändern. Anders ausgedrückt: Bevor ich andere bekehren will, muss ich mich selber bekehren.

Dass der Katholizismus in Deutschland da Schwierigkeiten hat, liegt auf der Hand und braucht gar nicht groß erläutert zu werden: Die große Zahl von Austritten aus der Kirche, der schwache Besuch des Sonntagsgottesdienstes, die mangelhaften Kenntnisse elementarer Glaubenswahrheiten usw. Dass vieles im Argen liegt, ist Gemeinplatz.

Doch wir müssen immer auch hoffnungsvoll bleiben und mit der Gnade Gottes rechnen. Wenn die Notwendigkeit der Mission aber erstmal erkannt wird, könnte mit der durch die Einwanderung entstandene Herausforderung auch die Stunde der Erneuerung des katholischen Glaubens in Deutschland gekommen sein.