Freitag, 5. Juni 2015

Kirchentag: Haarsträubendes von Kardinal Marx und katholischen Theologen

Will man sich ein Bild über den verwahrlosten Zustand der katholischen Kirche in Deutschland machen, sollte man den Artikel „Extrem schwierige Debatte - Bischöfe und Theologen diskutieren kontrovers über die "Homo-Ehe"“ lesen, erschienen im Informationsportal der Deutschen Bischofskonferenz katholisch.de.

Dort liest man: „Auf dem Kirchentag in Stuttgart ging Marx, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, am Freitag auf Fragen wie Homosexualität und wiederverheiratete Geschiedene ein. Ein weltweiter Konsens der katholischen Bischöfe zum Umgang mit ihnen sei "extrem schwierig", so der Münchener Erzbischof. Zwischen Europäern, Afrikanern und Lateinamerikanern lägen die Positionen hier weit auseinander."

Wie kann ein Kardinal der katholischen Kirche solche Aussagen treffen? Hat der Kardinal sich tatsächlich so ausgedrückt oder wird er von "Katholisches.de" falsch zitiert?

Fest steht: Die Lehre der katholischen Kirche zur Homosexualität ist völlig klar und eindeutig. Sie ist im „Katechismus der katholischen Kirche“ und in vielen anderen Dokumenten des katholischen Lehramts zu lesen. Die Päpste Johannes Paul II. und Benedikt  XVI. haben wiederholt die katholische Haltung zu Homosexualität und zu homosexuellen Partnerschaften ausgeführt.

Abgesehen davon, suggeriert der Artikel (oder Kardinal Marx, falls er richtig zitiert wird), dass die Lehre der katholischen Kirche im Konsens zwischen den Katholiken verschiedener Kontinente entsteht, was offensichtlich hanebüchener Unfug ist. Die katholische Kirche besitzt eine hierarchische Verfassung mit dem Papst an der Spitze. Das Lehramt richtet sich nach der Wahrheit des Evangeliums und ist kein Produkt einer Konsensfindung.

Diese Aussagen – zudem auf einer Großveranstaltung wie dem Evangelischen Kirchentag ausgesprochen - sind dermaßen für das Kirchenvolk verwirrend, dass sie schnell widerrufen werden müssen, falls sie tatsächlich so ausgesprochen wurden.

Besonders haarsträubend sind Aussagen katholischer Theologen auf dem Evangelischen Kirchentag. So sagte laut „Katholisches.de“ Stephan Goertz, Professor für Moraltheologie: „In keinem Fall verurteilt die Bibel das, was seit circa 150 Jahren unter Homosexualität verstanden wird, also die sexuelle Ausdrucksweise der Beziehungsfähigkeit eines gleichgeschlechtlich orientierten Menschen.“

Falls dieser Professor das tatsächlich gesagt hat, so führt er die Menschen bewusst in die Irre. 

Der Paderborner Professor für Moraltheologie, Peter Schallenberg, soll laut „Katholisches.de“ gesagt haben: >Regierung und Parlament "aufzufordern, auf gesetzliche Reglungen für gleichgeschlechtliche Partnerschaften zu verzichten (selbst wenn der Staat diese als Ehe bezeichnet), halte ich für unangemessen und illusorisch, ja unnötig diskriminierend<.

Abgesehen davon, dass sich laut katholischer Lehre staatliche Gesetze durchaus nach den Geboten Gottes richten sollen, ist es Unsinn in einem demokratischen Rechtsstaat von den Bürgern zu fordern, sie sollen sich zu bestimmten politischen Themen nicht äußern. Eine solche Aussage ist ein Affront für alle, die sich in Deutschland für die Verteidigung der christlichen Ehe einsetzen.

Zudem zitiert Schallenberg – wohl bewusst – das Zweite Vatikanische Konzil falsch, wenn er behauptet: das Konzil "bestand darauf, dass es keine Hierarchie der Funktionen von Sexualität mehr geben soll". „Wenn zwei Homosexuelle ihre Liebe sexuell ausdrückten - respektvoll und verbindlich - dürfe man das nicht mit Schuld verbinden“, berichtete Schallenberg laut „Katholisches.de“.

Sollte es wahr sein, dass diese Redner solche Aussagen in Stuttgart getroffen haben, so wäre das ein Skandal und ein weiteres Indiz für die Orientierungslosigkeit wichtiger Persönlichkeiten in der katholischen Kirche in Deutschland.